Partnerformen Innerer Kampfkunst eröffnen jedem vielfältige Potenziale und Synergien für Resilienz im Alltag: DAO-Philosophie wird anfaßbar und Yin-Yang-Wandel wird erlebbar im Hier und Jetzt. Dem DTB-Dachverband sind weitere Institute und Schulen in ganz Deutschland angeschlossen. Info: Mail, Tel: 040-2102123).
DTB-Chefcoach
Dr. Langhoff erklärt Push-Hands-Selbstverteidigung.
Sein Fazit nach 50 Jahren Beschäftigung:
Realistische Anwendung von
Push-Hands-Kampfkunst im Notfall ist
voller Risiken. Nur weil Tuishou
traditionell ein integraler Bereich des
Taijiquan ist, sollte man sich hier
nicht in Sicherheit wiegen. Die einfache
Frage, ob Push-Hands-Anwendungen im
Notfall "funktionieren", beantworte ich
mit einem einfachen "Nein". Natürlich
ist damit niemandem wirklich gedient und
ich möchte daher etwas weiter ausholen.
Unterm Strich geht es ja darum, aus einer unkalkulierbaren, weil regellosen Situation ohne eigenen Schaden hervorzugehen, daraus zu lernen und "es künftig besser zu machen".
Realistische
Anwendung von
Push Hands bei Bedrohung ist ein
ultimativer "Lackmus-Test". Beim Thema Kampf / Kämpfen / Selbstverteidigung
verbindet sich für mich letztlich alles, was ich
über die Jahrzehnte trainiert, erforscht und
recherchiert habe. Diesen
"Integralen Ansatz" vergleiche ich gern mit dem
fernöstlichen Gleichnis "Die blinden
Männer und der Elefant". Es
illustriert, dass die Realität sich mit
Einzelperspektiven nicht ausreichend
verstehen läßt.
Das
chinesische "Yang Sheng (養生,
Lebenspflege)" zählt dazu und
insbesondere der Qigong-Bereich "Resilienz / Wachstum /
Innere Kraft" erschließt mir umfassende Potenziale sowie Handlungskompetenzen (Soft
Skills / Lifeskills). Für micht bedeutet
"Innere Kampfkunst" und "Inneres
Wachstum" den
stetig-wachsamen Umgang mit "inneren Feinden" gemäß der
taoistisch-buddhistischen Kultur der
Lebenskunst. Hier wirken Körerliches und
Mentales untrennbar zusammen.
Dieser
zen-buddhistische Weg des "Kampfes gegen
sich selbst" ist für mich der Königsweg zu
sein zu
Innerer Kraft, Innerer Balance und
Zufriedenheit. Bei
dieser "Selbst-Reflektion /
Selbst-Erfahrung"
habe ich manchen Sieg davongetragen aber
auch Niederlagen einstecken müssen.
Siehe auch
Kampfkunst und Freies Push Hands / Free Pushing Hands:
Ausbildung und Unterricht.
Ich
habe seit Jahrzehnten das große Glück,
mit meinem Bruder Harald zu
trainieren, zu experimentieren und zu
testen. Wir sind durch das Wado-Ryu-Karate
(Teruo Kono) und Shindo Yoshin Ryu
Jujutsu (Toby Threadgill) seit langem
gut vertraut
mit Prinzipien und Grundlagen Innerer
Kampfkunst. Diese Kampfkunst-Kultur fordert, Flexibilität
und Nachgiebigkeit anzuwendung, um Schaden
möglichst zu
vermeiden. *
Ist
Push-Hands-Selbstverteidigung
realistisch? Ja - eine effektive
Anwendung von Tuishou käme für mich mit
meinen Kenntnissen durchaus infrage -
aber ich würde mich mehr auf meine
anderen Fähigkeiten verlassen. Soweit
die kurze Antwort auf eine kurze Frage.
Aber ich möchte zusätzlich noch etwas ausholen.
Darüberhinaus biete ich auch
Push-Hands-Ausbildung, Seminare, Fajin, Selbstverteidigung.
Tai-Chi-Pushhands" ist eine gängige Bezeichnung für das Taijiquan mit Partner. Ich meine mit dieser Einschränkung diejenigen Abläufe, die als Tuishou des Tai Chi Chuan (Taijiquan) in der Szene hoch geschätzt werden. Dieses "Taiji-zu-Zweit" ist eine schlechte Empfehlung für jedweden "Free Fight", denn sein Lernweg ist nicht als Selbstverteidigung konzipiert.
Das übliche "Pushen in der Szene" ist für mich keine empfehlenswerte Selbstverteidigung. Es ist hochgradig naiv oder sogar dumm - und damit eine gefährliche Sache. Mit den üblichen Bewegungsabläufen des "Tai-Chi-Pushhands" ist ein Sieg im Ernstfall gegen einen erfahrenen Kämpfer unwahrscheinlich. Zu dieser Einsicht werden selbst Laien kommen, wenn er sich Youtube-Clips anschaut von Herausforderungen chinesischer Kämpfer - etwa von Tai Chi Chuan versus Mixed-Martial-Arts.
Als ich vor über fünfzig Jahren begann, mit mit östlichen Stilen Innerer Kampfkunst zu beschäftigen, war Selbstverteidigung für mich neben Zen-Buddhismus die grundlegende Motivation. Bis heute hat Kämpfen und Selbstverteidigung einen realistischen Stellenwert. Ich meine dabei in erster Linie natürlich "anfaßbar-realistisch" den absoluten Notfall durch Angriffe anderer oder auch, um gefährdete Menschen zu schützen und zu verteidigen.
Ich hingegen vertraue auf meine übergreifenden Kompetenzen, die weit hinausgehen über die Illusionen und Irrwege, die in der Szene als "Geheimnisse" gehandelt werden. Diese "Insider-Tipps" propagieren das Einüben der Routinen und ein schrittweises Aufbau-Training bis hin zu Kampfkunst und Selbstverteidigung. Das bedeutet, daß eine klare stetige Systematik angenommen wird von Steh-Meditation / Zhan-Zhuang über Solo-Formen des Taijiquan zu einfachen Tuishou-Übungen bis hin zu Wettkämpfen des Sanshou-Kampfsports.
Meines Erachtens geht ein solcher Automatismus nach "Schema F" an der Sache vorbei und ist sogar das eigentliche Problem - und nicht Teil der Lösung. Ein solcher "Tunnelblick" basiert auf Vorurteilen, wonach Tai Chi Chuan ("Nomen est Omen") gemäß dem "Taiji-Prinzip" wirkt und damit quasi-automatisch alle anderen Systeme übertrifft (s. Wudang-Shaolin-Doktrin von Yang Chengfu).
Woher rührt also meine Zuversicht für die Chancen der Selbstverteidigung und was meine ich damit?
Vorweg: Wichtig ist mir die Unvoreingenommenheit in bedrohlichen Situationen. Bas bedeutet: Man sollte antrainierte gesellschaftliche Konventionen partnerschaftlichen Interagierens hinterfragen und nur situationsbezogen einsetzen. Scheinlösungen als probate Mittel anzupreisen ist irreführend. Wichtig ist mir das Einfordern von "SAFETY FIRST" - die eigene Sicherheit sollte stets im Vordergrund stehen! Ein verlorener Kampf kann tragisch sein und vielfältige Verluste nach sich ziehen - bis zum Verlust des eigenen Lebens. Daher sollte auch ein vermiedener Kampf einen hohen Stellenwert haben!
1. Ich würde das Szene-Dogma des beständigen "Kleben und Haften" in der Selbstverteidigung nicht befolgen sondern auf kontaktfreien Abstand achten mit genau derjenigen Entfernung, die mir Vorteile bringt und dem Kontrahenten Nachteile.
2. Ich würde keine reaktive Rolle spielen sondern nach der Initiative streben.
3. Ich würde niemanden zurückstoßen oder abprallen lassen, wie man es auf Demos sieht. Hingegen würde ich danach trachten, den Gegner unter Kontrolle zu halten.
4. Stets würde ich mit Fajin auf Vitalpunkte zielen - und nicht irgendwo auf den Rumpf, wie man es in Vorführungen häufig sieht.
5. Die Funktion der zweiten Hand, bzw. des zweiten Arms ist "kontra-intuitiv" - doch dafür braucht es umfängliches Training.
6. Last not least würde ich keine "blumigen Show-Techniken" anwenden, die mir gefährlicher werden als dem Gegner. In der Szene sieht man dies so häufig, daß man denken könnte, Realismus wäre zweitrangig!
Die grundsätzliche Frage, mit welchen Mitteln eine bedrohliche Situtation erfolgreich zu bewältigen ist, wird in Kampfkunst-Kreisen sehr unterschiedlich behandelt. Ebenso kontrovers wird darüber in der Taiji-Qigong-Szene diskutiert. Hier steht naturgemäß die Effektivität des Tuishou / Push Hands im Mittelpunkt. Die Video-Serie des DTB-Ausbilder Dr. Langhoff bietet eine Einführung und zeigt die Skepsis des bekannten Wado-Danträgers auf. Er kritisiert das hohe Ausmaß an Unkenntnis über Notwehr-Situationen und das Unterschätzen der möglichen Gefahren.
In vielfacher Hinsicht sind die Ziele und Methodik traditioneller östlicher Kampftechniken nicht übertragbar auf die Gegebenheiten und die Bedürfnisse in der heutigen Zeit. Für Tai Chi und Qigong gilt dies in besonderem Maße - und damit auch für die Tuishou-Partnerübungen. Glücklicherweise gehen meine Kenntnisse und Fähigkeiten über diesen engen Rahmen hinaus. Dadurch kann ich realistischer unterrichten als diejenigen meiner Kollegen, die Kungfu nur aus Filmen und Demos her kennen. Tai Chi Chuan als Kampfkunst ist für mich nicht die erste Wahl. Ich betone, daß ich alle Techniken der Tai-Chi-Form bereits vorher kannte - im Tai Chi habe ich in dieser Hinsicht unterm Strich nichts Neues gelernt!
Eignet sich Push Hands als realistische Selbstverteidigung auch im Ernstfall? Auf diese oft gestellte Frage bekommt man häufig Antworten, die nicht auf persönlicher Erfahrung beruhen sondern eher einem Glaubensbekenntnis ähneln.
Bedauerlicherweise orientieren sich die wenigsten dabei an den Fakten. Anders gesagt: Viele Praktizierenden verhalten sich naiv-unkritisch, indem sie Legenden und unbesiegbare Helden anführen. Erste ernüchternde Erkenntnis: Man sollte also solche Wunschträume nicht für bare Münze nehmen.
Letztlich kann eine zutreffende Antwort immer erst im Nachhinein gegeben werden - nach dem Motto "Hinterher ist man klüger". Doch andererseits trainieren die meisten ja vermutlich, um im Ernstfall gewappnet zu sein und sich erfolgreich verteidigen zu können. Natürlich ist es noch ratsamer, es gar nicht erst zum "Worst Case" kommen zu lassen. De-Eskalation sollte auch hier die grundlegende Zielsetzung sein.
Gemäß chinesischer Wushu-Überlieferung gibt es zwei Voraussetzungen zum siegreichen Bestehen eines Zweikampfs: Erkenne Dich selbst und erkenne den Anderen! Diese berühmte Tao-Maxime wird Sunzi (Sun Tsu) zugeschrieben. In seinem Werk "Die Kunst des Krieges" beschreibt der Meister die kulturell-philosophischen Grundsätze zur effizienten und erfolgreichen Kriegsführung auf allen Ebenen.
Dies zu übertragen auf westliche Sehweisen gelingt am besten mit "Interkulturellen Kompetenzen", denn kulturelle Normen verhindern oft ein tieferes Verstehen. In der Pusher-Szene fehlen solche Kompetenzen häufig - es überwiegen eigene selbstgestrickte Muster oder es werden kritiklos traditionelle Weltsichten aus den Tai-Chi-Familiendynastien kopiert. Beides ist gleichermaßen problematisch - und nicht angetan, die Reputation der "Schiebenden Hände" zu verbessern.
Der DTB-Ansatz kombiniert Fajin-Schnellkraft mit "Kime (決め, jap. körperlich-geistiger Fokus, Commitment)". Die Anwendungen reichen je nach Situation von wellenartig peitschender Durchdringung bis hin zu harter Schockwirkung tief im Körperinnern. Von großem Einfluß ist die geistig-emotionale Komponente der inneren Ruhe und Kaltblütigkeit, die Ablenkung verhindert und volle Konzentration auf den Moment schafft. Schon in den "Tai-Chi-Klassikern" gebührt dem Prinzip "Die Ruhe in der Bewegung / Calmness in Motion" höchste Priorität. Diese außergewöhnlichen Entschlossenheit entwickelt einen Dreiklang von Körper, Geist und Seele. Quelle: Fajin-Explosivkraft mit Kime-Fokus in der Selbstverteidigung.
Taijiquan gilt als eine sehr effektive Selbstverteidigungskunst - diese Überlieferung hört man seit Jahrhunderten, aber es ist ungeklärt, was eigentlich hinter diesem Kult stecken soll. Waren es früher eher beliebte Wuxia-Märchen, so stecken heutzutage handfeste Interessen dahinter - mit professionell aufgestellten Protagonisten, die hier ihre Deutungshoheit reklamieren. Doch auch hier klaffen "Wudang-Kult" und Realismus weit auseinander. Was ist das für eine "Kampfkunst", die dem Kontrahenten durch das "Abprallen" eine zweite Chance gibt... und was ist bei mehreren Angreifern?
Traditionell war Partner-Arbeit in chinesischer Kampfkunst, Meditation und Gesundheitspflege eng verwoben mit "Tao-Narrativen", also Aspekten, die wir als Esoterik, Folklore und Okkultismus bezeichnen. Hinzu kamen Ideen von Unsterblichkeit und Unbesiegbarkeit. Die dadurch geschaffene Intransparenz wurde noch verstärkt durch den traditionellen Wude-Moralkodex der alten Tao-Meister. Siehe auch Meister Yang Chengfu.
Der DTB lehnt eine solche "quasi-religiösen Schwärmereien" als überholten Ballast ab und stellt ihr sein nüchternes Korrektiv des "Wissen-Wollens" gegenüber.
Einen ähnlichen Weg verfolgt neuerdings offenbar die Chinese Wushu Association mit ihrem offiziellen Verbot von Meister-Titeln. Der Hintergrund war offenbar wachsende Kritik an Betrügereien, Fakes und Scharlatanen in China. "Tipps & Tricks" chinesischer Meister empfinden Insider oft eher als "Tricksereien". Man denke nur an die zahlreichen Täuschungen chinesischer "Tai-Chi-Großmeister", die entlarvt werden konnten.
DTB-Anschauungen sind allerdings nicht im Sinne der "Pusher-Szene" und ihrem "heiligem Gral", dem Mantra von "unbesiegbarer Qi-Energie". Ganz zu schweigen von "unfaßbarer Qi-Energie", die über den Raum hinweg magisch wirken soll - ganz allein durch "Yi (Vorstellungskraft)". Meine Spaßbremse: Solche "gefühlten Fakten" mögen zwar subjektiv außergewöhnlich tief auf die Selbstwahrnehmung einwirken, aber ich plädiere dafür, solche Empfindungen nicht für "bare Münze" zu nehmen, sondern gegenzusteuern mit dem gesunden Menschenverstand - quasi als "Lebensversicherung".
Engagierte Spindoktoren der Tai-Chi-Qigong-Szene malen ein phantasievoll-zuversichtlich geschöntes Bild, das in den einschlägigen Milieus begeistert geteilt wird; es lautet "Tai-Chi-Push-Hands ist eine effektive Selbstverteidigung. Eine noch weitergehende Botschaft geht auf Yang Chengfu und die "Tai-Chi-Klassiker" zurück - sie lautet: "Externe Kampfkünste haben kein Qi und daher ist Tuishou / Push Hands quasi "automatisch" die effektivste Selbstverteidigung.
Die Strategie der "Klebenden Hände" bzw. der "Klebrigkeit" wird in der Szene monstranzartig vor sich hergetragen. Doch keineswegs immer korrekt. Was genau also hat es mit diesem "Haften" auf sich? Und noch wichtiger: Gilt dies auch für das sogenannte Freie Push Hands? Siehe auch Freies Push Hands als Selbstverteidigung.
Wer siegen will, sollte zwar den Kontakt zum Kontrahenten suchen - aber nur bei der End-Technik im Moment des Siegens und nicht von vornherein "aus Prinzip"! Zudem würde man durch freiwilliges unnötiges "Klebrigkeit aus Prinzip" dem Partner über die selbstgeschaffene sensorische Brücke Informationen geben.
Hier kann sich die angestrebte Lösung schnell als das eigentliche Problem erweisen. Da Sensorik besser funktioniert als die Augen, ist es erfolgversprechender, die Technik mit Fajin so blitzschnell auszuführen, daß der Kontrahent es nicht erkennt. Dafür ist Faszien-Training enorm hilfreich.
Lehrende der Taiji-Qigong-Szene wünschen sich bei Demonstrationen mit ihren Schülern für Kampf-Anwendungen gern solche Partner, die freiwillig zurückspringen, um den Lehrer besser aussehen zu lassen (!). Doch sind diese Experten als "Eliten der Tai-Chi-Kampfkunst" wirklich ausreichend qualifiziert und einschlägig ausgewiesen? Nein - ich halte jegliche Schönfärberei für ein ungerechtfertigtes Vorurteil und das Propagieren für verantwortungslos. Und die ständige Wiederholung solcher Behauptungen macht sie ja nicht wahrer.
Meines Erachtens wird hier ein "eingebauter Szene-Webfehler" offenbar: Es fehlt vielerorts an dem nötigen Fachwissen und man ersetzt dies durch das passende Wunschdenken. Dieser Mechanismus läßt mich an die "Geschichte vom Löwenjäger" denken: Er bejaht zunächst die Frage, ob man sich mit einer Fackel vor dem Löwen retten kann - aber dann fügt er noch hinzu: "Allerdings kommt es darauf an, WIE SCHNELL man die Fackel trägt!"
Ich erkenne hier ein allzu menschliches Muster: Um seine Wunschvorstellungen nicht aufzugeben, verzichtet man auf sachliche Argumente und taucht ein in "gefühlte Fakten". Dies ist für mich wie ein Verzicht auf Ringen um Erkenntnis - und widerspricht so der eigentlichen Bedeutung von "Innerer Kampfkunst". Ich vergleiche diese Disziplin des "Inneren Kämpfens" gern mit der Wissenschaft und ihren tastenden Versuchen nach Verständnis. In diesen Kreisen spricht man vom "stetigen Empor-Irren".
Lesetipp: Freies Push Hands, Kampfkunst, Kampfsport und Selbstverteidigung.
Lesetipp: Graduierung: Der Weg des Tuishou / Push-Hands-Meister werden / Meisterschaft
Vorweg: Siegen allein ist noch kein Beweis für Kompetenz und Expertise. Siegen ist stets "relativ", denn es kommt ja darauf an, wie gut oder wie schlecht der Gegner gewesen ist. Flapsig formuliert: Du wirst leichter siegen, wenn Du Dir schwache Gegner suchst...
Nun im Ernst: Der wichtigste "Push-Hands-Trick" ist wohl der dynamische Abgleich der zwei Kern-Prinzipien "Voll und Leer zu unterscheiden" und "Nutze Gedankenkraft statt Gewaltkraft". Bei Angriffen modifiziert man die eigentlich vorteilhafte Verbundenheit des Körpers mit einem "Abschalten" einzelner präzise artikulierter Bereiche und verunmöglicht dem Anderen hier den Kraft-Einsatz. Quelle: http://www.taijiquan-qigong.net/push-hands.htm.
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Bei Push-Hands-Selbstverteidigung muß ich oft an Eugen Herrigels Buch denken. Er beschreibt darin, daß sein japanischer Meister das Bild von abrutschender Schneelast benutzt:
«Unterlassen Sie es doch, an den Abschuß zu denken», rief der Meister aus. «So muß er mißlingen!» «Ich kann nicht anders», erwiderte ich, «die Spannung wird geradezu schmerzhaft.» «Nur weil Sie nicht wahrhaft losgelöst von sich selbst sind, spüren Sie es. Sie können von einem gewöhnlichen Bambusblatt lernen, worauf es ankommt. Durch die Last des Schnees wird es herabgedrückt, immer tiefer. Plötzlich rutscht die Schneelast ab, ohne daß das Blatt sich gerührt hätte. Verweilen Sie ihm gleich in der höchsten Spannung, bis der Schuß fällt. So ist es in der Tat: wenn die Spannung erfüllt ist, muß der Schuß fallen, er muß vom Schützen abfallen, wie die Schneelast vom Bambusblatt, noch ehe er es gedacht hat.» Eugen Herrigel: Zen in der Kunst des Bogenschiessens, Bern u. a.: O.W. Barth Verlag, 1986, S. 60 ISBN: 3596160979
Eine vergleichbare Metapher findet sich in der aus China stammenden Samurai-Kampfkunst Shindo Yoshin Ryu Jujutsu von Toby Threadgill. Hier spricht man nicht von einem Bambus-Blatt sondern von Zweigen der Weide, die sich nach dem Abrutschen der Schneelast wieder aufrichten in die ursprüngliche Position. Diese Beispiele lassen sich wiederum gut in Einklang bringen mit der modernen Faszien-Forschung. Siehe dazu: Shindo Yoshin Ryu Jujutsu von Toby Threadgill. Mehr zu seinem Nairiki-Lehrgang für das Tai Chi Zentrum Hamburg hier: Shindo Yoshin Ryu Jujutsu von Toby Threadgill.