Mit seiner "Selbst-Kultivierung" und "inneren Verbundenheit" bildet Push Hands die Seele des "Neijia (Innere Kampfkunst)". Korrektes Training entwickelt Resilienz und Soft-Skills, wie sie sich wohl jeder für sich und seine Lebensqualität wünscht. Die "DTB-Lehrerschmiede Deutschland" bietet Push-Hands-Ausbildung mit ZPP-Zertifizierung mit Lehrgängen und Online-Kursen. Mail, Tel: 040-2102123).
Hier möchte ich kurz die innige
Beziehung herausstellen, in der Tuishou
/ Pushhands steht zu Faszien /
Bindegewebe und zu Resilienz-Workout. Zu nennen ist hier das "Faszien-Qigong"
und die Trainingsprogramme, die ich
dafür einsetze. Es existieren beim
Trainieren der Partner-Übungen ja grundsätzlich andere
Bedingungen als beim Praktizieren von
Soloformen. Dehnbarkeit,
Speicherfähgikeit, Flexibilität und die
unglaublich hohe Zahl von Rezeptoren
machen die myo-fasziale Verkettung zu
einem "Faszien-Turbo", auf den wohl
niemand mehr verzichten möchte, der ihn
kennengelernt hat. Der Körper entwickelt
sich zu einer hoch-resilienten Gesamt-Faszie. Ich kann nur jedem
Taiji-Qigong-Praktizierenden raten, sich
auch dem Training des Bindegewebes zu widmen
und mit dieser Kombination Synergien zu
entwickelt, die die eigenen Potenziale
vergrößern.
Ich habe 2012 den Begriff
"Faszien-Qigong" geprägt und im Laufe
der Jahre stetig ausdifferenziert, bis
er zu einem Markenzeichen meiner
Resilienz-Programme wurde. Zudem ist die
Faszien-Forschung zu einem Schlüssel für
meine
Abgrenzung zur "Qi-Szene" avanciert.
Das hat Szene-Lehrer nicht gehindert, zu
versuchen, meine Konzepte zu kapern und
als die ihren auszugeben. Dies war zu
erwarten, aber erstaunt hat mich das
geringe Niveau, auf dem dies
geschah und immer noch geschieht.
Umso mehr freut es mich, daß der DTB-Dachverband meinen Ansatz des Faszien-Qigong als "Qi-Korrektiv" anerkannt, übernommen und ausgeweitet hat. Der Fachbereich bildet in Aus- und Fortbildung sogar einen Extra-Schwerpunkt. Das moderne Erklärungsmodell bietet eine gangbare Alternative zu traditionell-esoterischen Weltsichten chinesischer Meister und ihrer Familien-Dynastien. Dieses wissenschaftliche Lehrerprofil ist nunmehr über ganz Deutschland verbreitet und von der ZPP als Krankenkassen-Kursangebot anererkannt.
Ich werde des öfteren gefragt, warum mir das Faszien-Netzwerk im allgemeinen und das Faszien-Qigong im Besonderen so wichtig sind. Nun, ein ganz persönlicher Grund ist, daß ich während der ersten Jahrzehnte in meiner Karate-Laufbahn ein extremes Faszien-Aufbauprogramm absolvierte - ohne etwas über das Wechselspiel von Faszien und Muskeln bescheid zu wissen. In dieser "Masterclass" ging die fühlbare Beanspruchung der Muskulatur einher mit einer überdurchschnittlichen Steigerung der Schnellkraft und Sprungkraft. Ich fühlte die Energie-Speicher zwar im ganzen Körper, aber mir war ebenso klar, daß Muskulatur nicht speichern kann. Dieses Rätsel löste sich erst vor ein bis zwei Jahrzehnten - die Lösung: Es waren die Faszien oder besser gesagt, die neuro-myo-faszialen Transmissionslinien, die den Körper auf sehr komplexe Art zu dem Wunderwerk machen, daß er ist!
Auf die Frage nach dem größten Organ des Menschen werden die meisten antworten: Die Haut. Doch die Wissenschaft hat festgestellt, daß der erste Platz an das Faszien-Netwerk geht! Seit ich dies weiß, ist meine Faszination für das "Gewebe des Lebens" noch gestiegen. Faszien umhüllen die Muskelfasern, Faserbündel und ganze Muskeln und sie betten ganze Organe ein.
Für das Training mit einem Partner sind zwei ganz besondere Eigenschaft von Interesse: Erstens setzen Faszien Energie viel schneller frei als Muskeln und zweitens erleichtern die zahlreichen Rezeptoren im Bindegewebe das Hineinspüren in den Partner. Und der geforderte stetige Kontakt ist für ein gut trainiertes Faszien-Kostüm ein Kinderspiel!
Manche meiner Schüler motiviert meine Begeisterung, sich auch intensiver mit diesen "Anatomy-Trains" und der Resilienz-Thematik zu befassen.
Auch die Krankenkassen-Vorgaben schließen das Faszien-Thema neuerdings ein in die naturwissenschaftlich-medizinischen Grundlagen des ZPP-Studienplans. Zum erweiterten DTB-Curriculum gehören darüberhinaus auch Rücklinie, Frontallinie, Laterallinien, Armlinien und Spirallinien. Diese großartige Entwicklung hätte ich mir früher nicht vorstellen können.
Die östliche Sehweise läßt sich beim Thema Faszien-Arbeit gut mit westlichen Ansätzen und Forschungen kombinieren, sobald man die Partnerroutinen des Tuishou - / Pushhands einbezieht. Alle Varianten weisen aber auch grundlegende Gemeinsamkeiten auf, die man bereits bei den alten Meistern chinesischer Kampfkunst, Meditation und Gesundheitspflege nachweisen kann. Es ist das Yin-Yang-Wechselspiel gemäß dem "Taiji (höchstes Prinzip)". Die zugrundeliegende Strategie ist, mit dem Partner eine Einheit zu bilden und ungünstige Situationen in vorteilhafte zu wandeln durch Flexibilität und Nachgiebigkeit. Diese elastisch federnde Resilienz sollte nicht mit "Weichheit" verwechselt werden.
Faszien-Training ist ein exzellentes Resilienz-Training für die körpereigenen Collagen-Fasern - es entwickelt sich dann ein typisches rhombus-förmiges Scheren-Gitternetz. Das zeigt das sogenannte Biotensegrity-Model. Es vereinigt fasziale, biomechanische und neurologische Erklärungsmodelle und belegt anschaulich , wie die Interaktionen in den Körper-Netzwerken auf unterschiedlichen Ebenen verzahnt sind. Bei Zug und bei Druck wirkt eine elastische Nachgiebigkeit, die "Geben und Nehmen" auf dynamische Weise vereint. Es handelt sich um ein "selbst-adjustierendes System" sogenannter "myo-faszialer Meridiane". Bei dieser Selbst-Anpassung trainieren hoch-spezialisierte Gewebe die Ganzkörper-Transmissionen so, daß beim Pushhands-Training elastisches Nachgeben und Angriffe mit Fajin-Explosivkraft gleichermaßen optimiert werden.
Ein solcher "Fascial Suit" erfüllt bei korrektem und regelmäßigem Üben immer besser die Anforderungen im Pushhands-Training. Er wandelt sich beständig, paßt sich an und reagiert auf alle Herausforderungen, indem er beständig ein inneres Gleichgewicht beibehält. Bei Fortgeschrittenen entsteht ein Netzwerk mit kaskaden-artigen Triggerungen. Die Resilienz reicht von elastisch bis visco-elastisch. Dabei wirken Muskulatur und Faszien-Netzwerk eng zusammen. Forschung besagen, daß rund ein Drittel der vom Muskel generierten Kraft über die Faszien tranportiert wird. Diese körperliche Ebene läßt sich in Theorie und Praxis leicht erweitern auf das Lernziel "Soft Skills im beruflichen und privaten Alltag". Dazu bietet der DTB-Verband mit seinen Partnern kostenlose Downloads für Online-Kurse hier: Push Hands Resilienz-Training online mit DVDs
Bekanntlich nutze ich das Thema "Bindegewebe / Faszien", um mich von
"Qi-Esoterik" chinesischer Meister abzugrenzen. Mein Schwerpunkt liegt hier auf den Altmeistern
Yang Chengfu und Chen Yenlin (Yearning K. Chen). Ich habe dafür in meinem Unterricht die
Extra-Sparte "Faszien-Qigong" eingeführt. Damit zeige ich, daß das "Training
der Qi-Kraft", wie Qigong übersetzt ja heißt, keineswegs übersinnliche
oder übernatürliche Ursachen hat. Okkultismus und Mystifizierung sind unnötig
und irreführend. Entsprechende Charakteristika des Bindegewebes lassen sich durch
wissenschaftliche Erklärungsmodelle
moderner Forschung nachweisen.
In besonders engem Zusammenhang steht das von mir entwickelte Faszien-Qigong für Resilienz-Entwicklung mit dem Tuishou / Pushhands (s. Tuishou / Push-Hands-Ausbildung, Faszien-Qigong für Resilienz). Die Gründe liegen auf der Hand: Zum einen haben die Begriffe ja eine charakteristische Gemeinsamkeit: Bindegewebe verbindet und Tuishou basiert auf dem "Kleben" der Hände und Arme, die wiederum mit dem gesamten Körper zu einer Einheit verschmolzen sind.
Zum anderen gilt ja auch: Die angebliche "Qi-Kraft", die im Tai Chi und Qigong den Körper zu einer Einheit strukturiert und als Ganzheit wirken läßt, ist ja nicht nur fühlbar bei der Eigenwahrnehmung nach innen. Vielmehr ergeben sich beim Kontakt mit dem Partner viele zusätzliche Erfahrungen, wie genau das Hineinspüren in das Gegenüber vonstatten geht. Dazu gehören vielfältige Aspekte der Tiefen-Sensibilität.
Im DTB-Konzept ist das "Qi-Dogma" unnötig. Der
chinesischen traditionellen Esoterik wird die moderne westliche
Faszien-Forschung gegenübergestellt. Hier ein Beispiel: Seilspringen ist gut
für die Wadenmuskulatur und die Elastizität der umliegenden Sehnen und
Faszien. Die moderne Faszien-Forschung kann dies gut erklären: Die Fasern
des Wadenmuskels ziehen sich nahezu isometrisch zusammen, während sich die
faszialen kollagenen Elemente wie eine elastische Jojo-Feder verlängern und
verkürzen (insbesondere die Achillessehne). Bei der Dehnung speichern Sehnen
elastische Energie. Beim Loslassen kehren sie unter Ausnutzung der
gespeicherten elastischen Energie schnell in ihren Ausgangszustand
zurück. Diese Resilienz läßt sich umfassend aufbauen. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=imYy1V9NgBQ
Das bedeutet: In der Partnerarbeit werden die myo-faszialen Verkettungen auf eine Art gefordert, die wesentlich komplexer ist und die ganz andere Möglichkeiten entwickelt als es beim Training von Solo-Formen des Qigong oder Tai Chi Chuan möglich wäre. Dazu gehört zunächst die Fähigkeit gut trainierter Faszien, bei Zug und Druck beträchtliche Energie zu speichern und katapultartig mit Fajin-Explosivkraft und auf den Partner zurückzulenken (s. Fajin und Tuishou / Pushhands). Außerdem können die Rezeptoren in den Faszien genau unterscheiden zwischen unterschiedlichen Intensitäten des ausgeübten Drucks, Ich spüre also genau das Ausmaß des Druckes, den der Partner ausübt und kann meine Reaktion paßgerecht darauf ausrichten.
Mein Fazit: Die neueren wissenschaftlichen Forschungen zum Bindegewebe sind extrem hilfreich; sie beantworten viele Fragen, auf die es früher keine wissenschaftlich belastbaren Erklärungen gab. Diese evidenz-basierten Phänomene bilden eine gangbare Alternative zum esoterischen Qi-Konzept traditioneller chinesischer Sehweisen. Durch diese neuen Entwicklungen werden auch die vielfältigen Beziehungen zwischen Qigong, Tai Chi Chuan und Tuishou / Pushhands leichter verständlich und im Training direkt einsetzbar. Der Gegensatz von "Glauben vs. Wissen" wird mittlerweile auch in der Taiji-Qigong-Szene stärker wahrgenommen. Foto-Quelle: Taiji-Qigong-Szene: Wissenschaft als neue Herausforderung für Esoterik-Folklore.
Lesetipp: Umdates: Shindo Yoshin Ryu Jujutsu von Toby Threadgill